Ursprung & Bidyttig

Ursprung Raere / Rätsche

Do e alemannischi Erklärig vo ere Raere, bzw. ebe uf Hochdütsch «die Rätsche«:

Rätschen – Krach als närrisches Lebenselixier

(Quelle: «Südkurier» vom 18.2.1998; aktualisiert durch den «Narrenspiegel» aufgrund eines Gesprächs mit Franz Schirmeister, 2/2001)

Lärm, was wäre die Fasnacht ohne Lärm? Wie ein Wasserfall ohne Rauschen, wie ein Gewitter ohne Donner. Ungeachtet des biblischen Hintergrunds des lärmenden, von Gott abgewandten Narren, entspricht es offensichtlich einem menschlichen Urbedürfnis, wenigstens hin und wieder mal «so richtig auf den Putz zu hauen». Lärm während der Fasnacht ist aber auch der Ausdruck der Befindlichkeit des Narren, seiner Hochstimmung, und Lärm, zumal in Verbindung mit Musik, steigert das fasnächtliche Gruppenerlebnis bisweilen in ungeahnte Höhen, manchmal zu einer wahren Lärmorgie. Krach wird da zum närrischen Lebenselixier. So kann sich auch Franz Schirmeister, seit 1948 (!) Narrenvater in Sipplingen am Bodensee und bereits mit der sechsten Narrenmutter «verheiratet», eine Fasnacht ohne Rätschen gar nicht vorstellen. Und wer ihn näher kennt, wird dies auch gewiß verstehen, denn seine große Leidenschaft gilt der Herstellung dieser Rasseln, oder, anders ausgedrückt, Franz Schirmeister produziert mit Vorliebe Krach: einmal in die Hand genommen und richtig gedreht, erzeugen die Rätschen schließlich ein schon von weitem nicht zu überhörendes ratternes Geräusch, wenn ihre Holzlamellen über das Zahnrad gleiten. Und dementsprechend haben die Sipplinger Narren auch sein handwerkliches Geschick gewürdigt: «De Franz ischt en Bäschtler us Fleisch und Blut, auch heut no er älle Rätsche mache duet.»

Ihr Ursprung, so erzählt Schirmeister, ist im Weinanbau zu suchen: «Dort hat man früher ja viel Krach gebraucht, um gefräßige Vögel zu vertreiben.» In anderer Funktion finden Rätschen außerhalb der Fasnacht auch heute noch beispielsweise in Sipplingen und anderswo Verwendung, wenn mit ihnen von Gründonnerstag bis zur Osternacht anstelle der an diesen Tagen schweigenden Kirchenglocken zum Gottesdienst gerufen wird. Zu diesem Zweck findet sich auch im Glockenturm der katholischen Kirche in Sipplingen eine große Schirmaiersche Rätsche, ein Vorgängermodell war bereits im 19. Jahrhundert von seinem Großvater hergestellt worden.

Zu ihrer Herstellung benutzt der Narrenvater in erster Linie das Hartholz heimischer Bäume wie Kirsche, Birne, Zwetschge, Ahorn oder Eiche, welches zunächst gelagert und getrocknet werden muß. Dann geht er in seiner eigenen Werkstatt daran, die unterschiedlichen Teile anzufertigen: Seitenplatten und Zahnräder; Griff, Kopf und Federn sowie Verbindungsbolzen und Holznägel. Handwerkliches Geschick und ein gutes Auge sind schon nötig, um exakt zu drechseln, zu hobeln und zu schleifen. Schirmeister: «Die Teile dürfen nicht verwechselt werden, die Löcher müssen haargenau gebohrt werden, damit die Bolzen auch durchgehen.» Die Lautstärke der Rätsche wird mittels der Federstärke reguliert: je stärker, desto schwerer läßt sich später die Rätsche drehen und desto größer ist der erzeugte Lärm. Wenn alles paßt und zusammengefügt ist, ist noch eine Behandlung mit Lack erforderlich, um Schmutz abzuweisen. Fertig!

Bidyttig Raere / Ratschen

Ratschen ist ein Brauch, der in katholischen Gegenden in der Karwoche gepflegt wird. Dabei ziehen Kinder (mancher Orts: Ministranten) mit hölzernen Instrumenten durch die Dörfer, um die Gläubigen mit unterschiedlichen Sprüchen an die Gebetszeiten und Andachten zu erinnern.

Nach sehr aktuelle Informatione isch e Raere Waggis emol e Ministrant gsi!

Der Überlieferung zu Folge schweigen nämlich von Karfreitag bis Ostern die Glocken bzw. deren Zungen, die Klöppel, da sie alle nach Rom geflogen seien.

Es werden vor allem zwei Lärminstrumente verwendet: Die Ratsche ist ein Resonanzkasten aus Holz, der ungefähr 30 cm lang ist und mit einer Kurbel betätigt wird. Dabei werden Holzleisten durch Nocken auf einer Walze in Bewegung gesetzt und ergeben dabei ein schnarrendes Geräusch. Die Klapper ist ein Hämmerchen, das – ähnlich einer Handglocke – auf eine Holzleiste schlägt und dabei ein klapperndes Geräusch ergibt.

Der Brauch findet sich heute noch in Bayern, Österreich, der Pfalz und im Rheinland …

… und natyyrlig an dr Basler Fasnacht!

Der Begriff Ratschen ist in alemannischen und bairischen Dialekten aber auch eine Bezeichnung für eine Unterhaltung.